Fitness und Anatomie
Berücksichtigt man anatomische Aspekte des Fitness – Trainings, geht es vor allem um Auswirkungen auf die Körperzellen, auf das Binde- und Stützgewebe, das Muskelgewebe und auf das Nervengewebe des Körpers.
Bei der menschlichen Zelle unterscheidet man zwischen dem Zytoplasma, der aus Wasser (75%) und anderen Stoffen (Eiweißen, Kohlenhydraten, Fetten und Salzen) bestehenden Zellflüssigkeit, der Zellmembran, die den chemischen Austausch ausführt, den Mitochondrien als eigentlichen „Kraftwerken“ der Zelle, dem endoplasmatischen Retikulum mit Ribosomen als „Kanalsystem“, das die Zellen durchzieht, dem Golgi – Apparat, der für die Abgabe und Speicherung von Zellprodukten (z.B. Fette und Glykogen) sorgt, den Lysosomen als Verdauungssystemen der Zelle und dem Zellkern, der das Erbmaterial enthält, die Stoffwechselprozesse steuert und für die Zellvermehrung und Zellteilung zuständig ist.
Das Fitness – Training setzt nun sog. Belastungsreize, die bestimmte Anpassungsreaktionen der Zellbestandteile provozieren und zu positiven Veränderungen führen:
Beim Zytoplasma setzt eine Zunahme der Zellflüssigkeit ein, die Speicherkapazität an energiereichen Substraten wächst und die anaeroben Enzyme vermehren sich.
Bei den Mitochondrien vergrößert sich die Oberfläche, ihre Anzahl in der Zelle nimmt zu und die aerobe Enzymkapazität wächst.
Bei der Zellmembran steigert sich die Reizaufnahme und Reizweiterleitung und die Ansprechbarkeit der Rezeptoren, z.B. für Hormone, verbessert sich.
Das Binde- und Stützgewebe des Körpers wiederum bildet Knochen, Knorpel, Sehnen, Bänder, umgibt die Organe und speichert bzw. transportiert Stoffe, das Muskelgewebe ist durch die Fähigkeit zur Kontraktion Motor von Kraft und das Nervengewebe leitet Erregungen und Reize weiter.
Durch die überschwelligen Belastungsreize des Fitness – Trainings setzen auch hier Veränderungen ein, die als positiv zu bezeichnen sind:
Beim Binde- und Stützgewebe nimmt die Gewebemasse zu (Hypertrophie), wodurch die Stoffwechselprozesse angeregt werden.
Das Muskelgewebe, besonders die wichtige Skelettmuskulatur, nimmt an Umfang zu.
Beim Nervengewebe erhöht sich die Nervenleitgeschwindigkeit und die inter- und innermuskuläre Koordination verbessert sich.
Das bedeutet, dass durch ein wirkungsvolles Fitness – Training einer Abnahme der Gewebemasse (Atropie), einer Flüssigkeitsabnahme und einer Minderung des Stoffwechsels vorgebeugt wird und somit Schwächungsprozesse verhindert und positive Körperprozesse verstärkt werden.
Am Training beteiligt sind je nach Art und Richtung des Fitness – Trainings Muskeln, die sich nach Hauptmuskelgruppen und Einzelmuskeln unterscheiden lassen. Zu den Hauptmuskelgruppen gehören die Unterarmmuskulatur, die Armbeugemuskulatur, die Armsteckermuskulatur, die Schultermuskulatur, die Brustmuskulatur, die Rückenmuskulatur, die Bauchmuskulatur, die Hüftbeugemuskulatur, die Gesäßmuskulatur, die Oberschenkelmuskulatur und die Unterschenkelmuskulatur. Zuzuordnen sind jeweils die Einzelmuskeln, die jede für sich unterschiedliche Funktionen für die Bewegung des Körpers haben. Daneben gibt es noch das Stütz- und Bindegewebe, das die Bewegungen des Skeletts und der Muskulatur unterstützt.
Wichtig für das Fitness – Training ist auch die Unterscheidung zwischen dem passiven Bewegungsapparat (Knochen, Knorpel, Bänder) und dem aktiven Bewegungsapparat (Skelettmuskulatur, Sehnen, Sehnenscheiden, Schleimbeutel), bei denen während des Fitness – Trainings unterschiedliche Anpassungsprozesse ablaufen: das Knorpel- und das faserreiche Bindegewebe verzeichnen durch den Mangel an Blutgefäßen einen sehr langsamen Eigenstoffwechsel; sie müssen sich aus dem umgebenden Gewebe ernähren, während sich das mit Blut gut versorgte Muskelgewebe sehr schnell anpasst. Das bedeutet für das Training, dass besonders nach Kraft- und Ausdauerbelastungen ausreichende Anpassungszeiträume gewährt werden müssen, weil erstgenanntes Gewebe einen längeren Zeitraum zur Regeneration benötigt. Ein angestrengtes Muskel- oder Ausdauertraining ohne entsprechende Pausen sollte also vermieden werden.
Die weibliche Anatomie unterscheidet sich außerdem in wesentlichen Aspekten von der männlichen, was für ein Fitness – Training eine wichtige Rolle spielt: Frauen haben insbesondere an den oberen Extremitäten (Schulter, Brust Trizeps), aber auch sonst wegen der geringeren Testosteronproduktion deutlich weniger Muskulatur als Männer, sie haben einen 20 – 30% igen höheren Fettanteil mit einem niedrigeren Grundumsatz und einem niedrigeren Gesamtenergieumsatz bei Belastung, sie haben zwischen Ober- und Unterarm und zwischen Ober- und Unterschenkel eine andere – x-förmige – Gelenkwinkelstellung, die bei falscher Bewegung zur Überdehnung führen kann, und sie haben aufgrund eines kleineren Herzvolumens eine geringere Sauerstofftransportkapazität und daher bei Belastung einen höheren Herzfrequenzanstieg. Andererseits verfügen sie normalerweise über einen niedrigeren Blutdruck und eine größere Beweglichkeit, was auf eine größere Elastizität der Bänder und Sehnen zurückzuführen ist. Alle diese anatomischen Aspekte müssen bei einem zielgerichteten Training berücksichtigt werden, um Schädigungen zu verhindern und den angestrebten Erfolg zu erzielen.