Leistungssport, Fitness – Sport, Physio-/Ergotherapie, Wellness/SPA – eine Abgrenzung

Als Fitness – Training werden üblicherweise freizeitsportliche Aktivitäten bezeichnet, die dazu dienen, die körperliche Leistungsfähigkeit allgemein oder in spezieller Hinsicht zu erhalten oder zu verbessern. Damit unterscheidet sich das Fitness – Training auf der einen Seite von Leistungssport bzw. vom ambitionierten Freizeitsport, wo Wettkampf und Sieg im Mittelpunkt stehen, und auf der anderen Seite von Rehamaßnahmen, wie der Physiotherapie und der Ergotherapie, bei denen es darum geht, gestörte Bewegungsfunktionen wiederherzustellen. Eine immer größere Rolle spielen auch sog. Wellness- und SPA – Angebote, die in vielfältiger Weise die Stabilisierung des physischen und psychischen Gleichgewichts durch ein positives Körpergefühl zum Ziel haben.

Leistungssport ist aus den Medien hinreichend bekannt, wo sportliche Großereignisse, wie Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, Nationale- und Landesmeisterschaften in unterschiedlichsten Disziplinen z.T. einen großen Raum einnehmen. Das Interessante gerade am Leistungssport ist, dass in öffentlichem Wettkampf besondere, oft Höchstleistungen erzielt werden (sollen). Die Sportler gehen vor breitem Publikum erkennbar bis an ihre Grenzen, oft auch darüber hinaus, was in besondere Weise die innere Teilnahme und Begeisterung der Zuschauer provoziert. Hinter dieser öffentlichen Vorführung individueller Leistung steht aber immer ein jahrelanges, meist unbeachtetes, hartes persönliches Training – üblicherweise in einem Verein – , aufgrund dessen überhaupt Leistungssteigerung möglich ist. Je nach Sportart lockt den Sportler neben dem Bewusstsein, der Beste zu sein bzw. einen Titel zu erlangen auch ein materieller Anreiz, der für die jahrelange „Schinderei“ einen Ausgleich bedeutet.

Auch beim Fitness – Sport geht man üblicherweise über eine bestehende Grenze hinaus, indem ein überschwelliger körperlicher Reiz gesucht wird, nur erfolgt dies mit geringerer körperlicher und zeitlicher Intensität als beim Leistungssport. Der Fitness – Sportler hat zwar auch persönliche sportliche Ziele, die durchaus ambitioniert sein können, er oder sie ist aber nicht auf Leistungen aus, wie sie beim Leistungssport üblich sind. Außerdem erfolgt das Training normalerweise nicht im Rahmen eines Vereins, sondern über eine private Mitgliedschaft in einem Fitness – Studio. Eine Ausnahme bilden allerdings Fitness- und Bodybuilding – Contests, die durchaus Leistungssportcharakter haben und die den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Titel und materielle Anreize bieten.

Physiotherapie und Ergotherapie gehören zu den sog. Rehamaßnahmen, die ergriffen werden, wenn körperliche Funktions-, Bewegungs- und Aktivitätseinschränkungen vorliegen. Das kann durch Krankheit, z.B. einen Schlaganfall, oder durch einen Unfall geschehen sein und muss normalerweise vor der Behandlung durch einen Arzt attestiert worden sein. Der Physiotherapeut oder die Physiotherapeutin diagnostiziert zunächst, welche Schädigung vorliegt, und trifft dann Entscheidungen hinsichtlich einer manuellen oder auch physikalischen Behandlung (z. B. Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität). Das Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung der Gesundheit und dabei sehr häufig die Schmerzfreiheit bzw. -reduktion. Insofern gehört der Beruf des Physiotherapeuten oder der Physiotherapeutin im Unterschied zum Sport- oder Fitness – Trainer zu den Gesundheitsfachberufen mit einer spezifischen mehrere Jahre dauernden medizinischen Spezialausbildung. Ergotherapeuten und -therapeutinnen beraten, behandeln und fördern Patienten jeden Alters, die durch eine physische oder psychische Erkrankung, durch eine Behinderung oder durch eine Entwicklungsverzögerung in ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit beeinträchtigt bzw. von Einschränkungen bedroht sind. Sie erarbeiten individuelle Behandlungspläne, führen Therapien sowie Maßnahmen der Prävention durch und übernehmen leitende Funktionen in Verwaltung und Management von Gesundheitseinrichtungen. Die beiden Berufe sind damit verwandt, haben aber trotzdem eigene Tätigkeitsbereiche, wobei die Ergotherapie eher einen ganzheitlichen Ansatz aufgrund der meist komplexeren Erkrankung vertritt.

Der Begriff „Wellness“ basiert nach üblicher Definition auf den englischen Begriffen well-being, fitness und happiness. Der Begriff ist also ein sog. „Kofferwort“, d.h. hier werden Wortbestandteile zu einem neuen Wort/ Begriff verbunden. Das Lebensstilkonzept Wellness zielt auf Wohlbefinden, Spaß und eine gute körperliche Verfassung. Heute versteht man unter Wellness vor allem Methoden und Anwendungen, die das körperliche, geistige oder seelische Wohlbefinden steigern. Dabei ist kein unmittelbarer Gesundheitsbezug erkennbar, sondern gemeint ist eher ein allgemeines Wohlbefinden, das üblicherweise in Richtung Entspannung und Wohlbefinden geht. Dabei ist Entspannung eher passiv als aktiv gemeint, indem man sich in die Hände von Fachkundigen begibt, die manuell behandeln (z.B. durch vielfältige Arten von Massagen) oder betreuen und beraten (z.B bei der Ernährung, Bewegung, Entspannung, Meditation, beim bewussten Umgehen mit der Natur). Eine enge Verwandtschaft besteht im Übrigen zum SPA – Begriff, der zwar zur Wellness dazugehört, im eigentlichen Sinne aber eine spezielle Bäder – Wellness meint. Der Begriff leitet sich vom belgischen Badeort Spa ab, wo schon seit dem 16. Jahrhundert Heilbäder Behandlungswillige anzogen. Gemeint sind also Wellness – Behandlungen in Heilbädern, in SPA – Hotels mit Schwimmbädern, Saunas und Entspannungszonen, oder in Schönheitsfarmen mit Sauna- und Wassereinrichtungen und Whirlpools.

Alle vier genannten Bereiche: Leistungssport, Fitness – Sport, Physio-/Ergotherapie und Wellness/SPA beschäftigen sich also mit dem Körper, dabei jedoch auf jeweils unterschiedliche Art und Weise: Während bei den einen eher die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit eine Rolle spielt, orientieren die anderen sich eher an Gesundheit und medizinischer Therapie, während wieder andere eher psychische Befindlichkeiten zum Gegenstand haben. Alle vier stehen damit nebeneinander, wenn es um Bedürfnisse und Angebote geht, alle vier gehören damit zum heutigen modernen Lebensgefühl und Lebensstil. Da dies in großer Breite geschieht, viel mehr noch als in früheren Zeiten, als sportliche Betätigung oder die Selbstpflege in Heilbädern den Reichen vorbehalten waren, verdeutlicht dies parallel zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung auch eine Individualisierung und Demokratisierung des Körperempfindens und der Gesundheitspflege.