Wellness für die Psyche

Was ist Wellness nun genau? Zur Sprache kamen bisher lediglich die etymologische Herkunft des Wortes und das verbreitete Bedürfnis nach ihr, aber das sagt noch nicht viel bezüglich des konkreten Inhalts, der ebenfalls bisher nur umrissen wurde. Das Problem ist, dass Wellness in den Bereich des Gefühls führt und daher tatsächlich nicht exakt beschreibbar ist, wie folgende Definition von Gerhart Klapp beweist: „Wellness bringt allen Menschen ein neues Lebensgefühl… Wellness ist einfach Entspannung – raus aus der Welt voller Zwänge, Nöte und Belastungen… Wellness reinigt die Seele, fördert die physische Leistungsfähigkeit und wird sicher mehr sein als eine kurzfristige Botschaft des beginnenden 21. Jahrhunderts. Freuen wir uns alle auf Wellness, denn Wellness wird Spaß machen und eine neue Lebensqualität spenden“ (Klatt S 33). Im Folgenden soll daher anhand einiger konkreter Wellness – Techniken verdeutlicht werden, was mit dem Begriff inhaltlich gemeint ist.

Träumen lernen

Träumen lernen: Angesichts der oft bedrückenden und oft auch erdrückenden Alltäglichkeit des 24 – Stunden Tages lohnt es sich, zwischendurch einmal bewusst eine Auszeit zu nehmen, sich kurzzeitig den Zwängen zu verweigern, sich zurückzuziehen, nach innen zu schauen und ganz bewusst an schöne Dinge zu denken: angenehme Momente des Tages noch einmal vor dem geistigen Augen vorbeiziehen lassen, sich auf den Ehepartner, die Ehepartnerin oder die Kinder freuen, anregende Pläne für den restlichen oder den nächsten Tag machen oder an den kommenden Urlaub denken. Es muss etwas Angenehmes oder sogar Schönes sein, damit ein Wohlgefühl entstehen kann. Und gerade dieses Wohlgefühl ist Wellness, dieses gilt es wenigstens für einen Moment zu erzeugen und für einen aufbauenden Augenblick zu bewahren.

Bewusst den Alltag genießen

Bewusst den Tag gestalten: Normalerweise läuft der Tag routiniert ab. Der Wecker klingelt in der Frühe, es folgt ein rasches Frühstück (vielleicht sogar ganz schnell im Stehen), dann die Fahrt durch den zähen Verkehr zur Arbeit – immer die Uhr im Kopf – ,dann die Arbeit am Schreibtisch, in der Produktion oder auf dem Weg zum Kunden, dann der Weg zurück nach Hause wieder durch verstopfte Straßen, ein schnelles Einkaufen und dann der viel zu kurze Abend – meist vor dem Fernseher – , der Schlaf und dann am nächsten Morgen die gleiche Routine. Lediglich die Wochenenden bringen etwas Auflockerung, wenn man sich nicht noch Arbeit nach Hause mitgebracht hat. Es ist natürlich schwer, da auszubrechen, doch es gibt Möglichkeiten: Warum nicht etwas früher aufstehen, damit man in Ruhe frühstücken kann? Warum nicht auf der Fahrt ins Büro jemanden anlächeln der / die nebenan an der Ampel steht? Warum nicht einmal bewusst freundlich den Kollegen begegnen? Warum sich bei Sonnenschein in der Mittagspause nicht einmal in die Sonne setzen und die Augen schließen? Und warum am Abend nicht einmal liebevoller als sonst den Ehepartner in den Arm nehmen? Diese Tätigkeiten mögen zwar jede für sich Kleinigkeiten sein, aber sie durchbrechen die Routine und schaffen ein sonst seltenes Entspannungs- und Wohlgefühl.

Ballast abwerfen

Ballast abwerfen: Es ist ein Charakteristikum unserer Zeit, dass ausgerechnet die knappe Freizeit häufig vollgepackt ist mit Dingen, die wir „unbedingt noch machen müssen“: Sport Outdoor oder im Fitness – Studio treiben, etwas Bestimmtes eingetaucht in die Masse der anderen Käufer besorgen, Jemanden unbedingt noch anrufen, anmailen, ansimsen oder per Facebook kontaktieren usw. Es erinnert manchmal an Hochleistungssport, was wir uns in der Freizeit, die eigentlich zum Abschalten und Erholen gedacht ist, zumuten. Manche packen auch noch die Programme ihrer Kinder in ihre eigenen hinein (Klavierstunde, Reitstunde, Sportverein, zu Freunden hin- und zurücktransportieren), so dass sie ihren Stress weiter erhöhen und die Kinder in ihren eigenen Stress einbinden. Dass diese dann ebenfalls gestresst aufwachsen und oft auch schon entsprechende Symptome zeigen, droht dann in der Hektik unterzugehen. Warum nicht Ballast abwerfen, Dinge bewusst nicht machen oder verschieben, warum dem Kind nicht – auch zu dessen eigenen Nutzen – einmal sagen: „Das geht jetzt nicht! Verzichte doch mal oder komm später wieder!“ Entschleunigen ist hierfür das Modewort, was nichts Anderes meint, als innezuhalten und Pausen zu schaffen, die durchaus schöpferisch sein können. Auch das ist eine Wellness – Technik, die Wohlgefühl erzeugen kann.

Sich Anderen gegenüber öffnen

Sich Anderen gegenüber öffnen: Ein paradoxes gesellschaftliches Zeitphänomen beschäftigt die intellektuelle Öffentlichkeit von der Kunst bis hin zur Psychoanalyse seit Beginn des 19.Jahrhunderts, weil es als typisch für die Moderne gilt: sich in der Masse zu bewegen, aber trotzdem einsam zu sein. Gemeint ist eine Vereinzelungstendenz inmitten vieler Menschen, wie sie sich z.B. in Appartementhäusern oder großen Wohnblocks besonders dann manifestiert, wenn dort jemand unbemerkt stirbt und erst Tage, manchmal Monate später aufgefunden wird. Mit der eigentlich positiven gesellschaftlichen Tendenz, das Individuum zu stärken, hat man es gleichzeitig aus schützenden Zusammenhängen herausgeholt und damit vereinzelt. Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass es durch liberalisierte Scheidungsgesetze und Probleme, engere Beziehungen einzugehen, vor allem in den Städten immer mehr Single – Haushalte gibt. Eine daraus entstehende psychisch belastende Vereinsamung ist häufig Ursache für Krankheiten, Psychosen oder Depressionen und muss dann medizinisch behandelt werden. Dabei ist es nur ein kleiner Schritt heraus aus der Einsamkeit, indem ich Gelegenheiten suche, mich mit anderen Menschen zu umgeben, mich ihnen öffne, freundlich zu ihnen bin und meine Hilfe anbiete. Gerade über die Freude, die ich Anderen bereite, entsteht Solidarität, Gemeinschaft und ein positives Lebensgefühl. Auch das ist Wellness – ein Wohlbefinden, das für inneren Ausgleich und Entspannung sorgt.

Einen Wellness – Urlaub planen

Einen Wellness – Urlaub planen: Urlaub spielt im Jahresablauf der meisten Menschen eine zentrale Rolle; oft wird frühzeitig geplant und oft auch früh gebucht, um Sonderangebote zu ergattern und Kosten zu sparen. Meist geht es dabei dorthin, wo häufig die Sonne scheint und wo sich günstige Hotels befinden. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass solche Ziele stark vom Massentourismus geprägt sind. Das heißt, im Urlaub begegnen den Menschen wieder Phänomene, die ihnen schon im normalen Alltag Probleme bereiten: Stress durch Massenhaftigkeit, Unzufriedenheit über das Angebot im Verhältnis zum Preis, Störungen durch Lautstärke, Belästigungen durch eine geschädigte Umwelt. Es ist zwar für die meisten Familien und Singles finanziell nicht einfach, Angebote zu finden, wo womöglich alles stimmt, doch sollte man durchaus abwägen, ob es sich nicht lohnt, weniger Urlaub zu machen und dafür befriedigende Zustände anzutreffen. Mittlerweile gibt es einen großen Markt für solche Ansprüche: Hotels oder Resorts, die ausdrücklich Wellness – Aspekte aufgreifen und entsprechende Angebote machen, wie ruhigere und schönere Gegenden, kleinere und gepflegtere Anlagen, gesünderes Essen, eine intakte Umwelt und vor allem Zusatzangebote, die dem Wellness – Gedanken entsprechen. Gemeint sind Entspannungskurse, biologische und vegetarische Mahlzeiten, Massagen vielfältiger Art und SPA – Wasseranwendungen. Das kostet zwar mehr, bringt aber mit Sicherheit eher das, was mit einem Urlaub erreicht werden soll: Entspannung und Wohlbefinden, um dem normalen Alltag zu Hause besser zu bewältigen.

Am Schluss soll als Zusammenfassung nochmals ein Zitat von Gerhard Klapp stehen: „Wellness heißt ganz einfach ´Wohlfühlen`. Wellness befriedigt, Wellness verwöhnt, Wellness macht neue Menschen. Wellness ist eine ganz neue Körperwahrnehmung, ein Verwöhnprogramm für Geist und Sinne. Wellness ist die Sehnsucht der Menschen nach einer neuen Welt. Heraus aus einer Welt, in der Arbeit immer effizienter und intensiver wird, die keine Menschlichkeit mehr kennt und nur noch Pragmatismus trägt. Sich verwöhnen lassen, sich selbst neu fühlen, sich neu erleben – das ist Wellness pur“ (Klatt S 36).