Spezifische Qualifikationen
Qualifikationen, die sich in der Praxis als spezifisch für den Beruf des Personal Trainers herausgebildet haben, sind folgende:
Ein Personal Trainer muss die Fähigkeit besitzen, auf dem freien Markt Kunden zu finden, d.h. mittels werbender Mittel auf sich aufmerksam zu machen. Es ist üblich geworden, dafür das Internets zu nutzen, wo z.B. eine Internetseite (Homepage) Informationen über die Person, den beruflichen Werdegang, persönliche Angebote und Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Hinzu kommen Skriptmedien wie Flyer und Visitenkarten, die in Studios ausgelegt oder beim Einführungsgespräch überreicht werden. Manchmal wirbt der Personal Trainer auch mit einem Slogan oder einem speziellen Logo für sich, die er auf Shirts oder Kappen anbringen lässt.
Ein Personal Trainer muss imstande sein, ein sachkundiges Einführungsgespräch zu führen. Interessierte Kunden kommen meist nicht mit exakten Vorstellungen zum ersten Gespräch, sondern äußern lediglich bestimmte Wünsche und Vorstellungen, die ihnen persönlich wichtig sind. Durch eine geschickte und sachkundige Gesprächsführung muss der Personal Trainer dem Gespräch entnehmen, was genau dem Kunden „auf der Seele brennt“ und wo er hin will. Er darf das Gespräch nicht zu forciert führen, um den Kunden nicht zu verprellen, muss aber deutlich zu hohe Erwartungen bremsen und muss vor allem realistische Vorschläge für das Training und/ oder die Ernährung machen. Dies erfordert Einfühlungsvermögen und Geschick bei der Argumentation, um überzeugend zu wirken und das Vertrauen des Kunden zu erwerben.
Ein Personal Trainer muss aufgrund des Einführungsgesprächs eine differenzierte Analyse des gesundheitlichen Zustandes, eine sog. „Anamnese“ seines Kunden erstellen können. Dabei geht es natürlich nicht um eine streng medizinische Analyse, wie ein Arzt sie erstellt, der sich – oft mithilfe von Diagnosegeräten – mit Herzproblemen, orthopädischen Krankheitsbildern oder der Diabetes befasst, sondern um eine allgemeinere Analyse körperlicher Probleme wie Übergewicht, Konditionsschwäche oder lang andauernder Rückenschmerzen. Eine besondere Diagnosechance liegt dabei im ausführlichen, persönlichen Gespräch zwischen Personal Trainer und Kunden, für das im medizinischen Bereich oft keine Zeit bleibt. Im Gespräch muss der Personal Trainer es schaffen, durch eine überlegte Gesprächsstruktur, eine geschickte Fragetechnik und die Fähigkeit der Empathie zu erkunden, wo die physischen und vielleicht auch psychischen Probleme des Kunden liegen. Zu einem solchen Gespräch gehört natürlich auch eine Dokumentation in Form eines Diagnosebogens, auf dem für das anschließende Training die wichtigsten Gesprächserkenntnisse fixiert werden.
Eine Selbstverständlichkeit muss es für den Personal Trainer sein, sein Erscheinungsbild dem auch werbenden Charakter des Gesprächs anzupassen, d.h. auch äußerlich möglichst den Erwartungen zu entsprechen, die beim Kunden – vor allem vor der ersten persönlichen Begegnung – vorherrschen. Der Kunde erwartet natürlich jemanden, der selbst sportlich wirkt, der dazu ein gepflegtes Äußeres hat und der sich zu benehmen weiß. Höflichkeit, Freundlichkeit und ein positives äußeres Erscheinungsbild haben einen hohen Werbewert gerade bei der ersten Begegnung!
Ein Personal Trainer muss ein individuell geprägtes Training sachkundig konzipieren und leiten können. Hierhin gehören zunächst einmal praktisch alle Grundsätze, die ein gutes Training ausmachen, allerdings in der typischen 1:1 Situation, die für das Personal Training typisch ist. D.h. alles wird persönlicher, direkter, aber auch schneller überprüfbar als bei einem normalen Fitness Training. Hinzu kommt, dass der Kunde sehr kritisch sein kann, da er für das Training nach seinen Maßstäben recht viel Geld bezahlt. Ein Personal Trainer muss also Ziele, Schwerpunkte und Ablauf des Trainings gut planen, er muss sich mit der Anatomie, auch der geschlechtsspezifischen, auskennen, er muss fundierte, praktische und realistische Ernährungstipps einschließlich ausgearbeiteter Ernährungspläne geben können und er muss sich vor allem sehr gut mit den erforderlichen Geräten auskennen, damit der Kunde sich, z.B. durch Überforderung, nicht verletzt. Von Kunden bisweilen erfragt sind das Training abschließende Entspannungstechniken; hier wäre es nützlich, wenn der Trainer Massagen, z.B. eine Fitnessmassage, anbieten könnte. Am günstigsten wären natürlich neben Massage- auch physiotherapeutische oder krankengymnastische Kenntnisse, die der „Entspannungsbehandlung“ eine noch größere Qualität geben könnten.
Ein Personal Trainer muss unter den gegebenen Bedingungen des Berufs betriebswirtschaftlich denken und arbeiten können. Sich einfach und unreflektiert nach einer Anmeldung beim städtischen Gewerbeamt in den Personal Trainer Beruf zu stürzen, um schnell Geld zu verdienen, wird spätestens dann problematisch, wenn die erste Steuererklärung fällig wird. Zwar gewährt das Finanzamt dem neu Gewerbetreibenden eine gewisse Übergangszeit, doch muss danach in der Steuererklärung alles plausibel sein, damit keine unangenehmen Nachfragen kommen und unerwartete Nachzahlungen fällig werden. Von daher rentiert es sich, schon früh mit einem Steuerberater zusammenzuarbeiten, der die finanziellen Rahmenbedingungen absteckt und steuerlich relevante Tipps gibt. Wie bei jedem Selbstständigen geht es auch bei diesem Beruf darum, soviel zu verdienen, dass man vernünftig davon leben kann.
Und letztlich – und ganz wichtig: Ein Personal Trainer muss eine positive Berufseinstellung haben und auf Dauer auch bewahren. Der Beruf des Personal Trainers unterscheidet sich von vielen anderen Berufen durch ein hohes Maß an Kundenzuwendung. Termine von früh morgens bis spät abends je nach Verfügbarkeit des Kunden machen zu müssen, auch längere An- und Abfahrten mit einzubeziehen, zwischen Terminen eventuellen „Leerlauf“ zu akzeptieren, außerhalb der Termine den Kunden telefonisch oder per Mail für Ratschläge zur Verfügung zu stehen, selbst weiter aktiv und intensiv Sport zu treiben und dabei noch konsequent betriebswirtschaftlich zu handeln erfordert ein hohes Maß an Geduld und Leistungsbereitschaft und das über Jahre hinweg. Es ist leider so, dass hierbei auch familiäre Abstriche zu machen sind, denn im Grunde ergeben sich die gleichen Probleme wie bei allen Dienstleistungsberufen, die ein auf Kunden bezogenes flexibles Zeitmanagement fordern. Auf der anderen Seite steht dann aber auch das Vertrauen des Kunden, der sich bei „seinem“ Trainer gut aufgehoben fühlt, der zufrieden ist und ihn eventuell auch positiv weiterempfiehlt. Ob der Personaltrainer mit dieser differenzierten Situation leben will, muss jeder letztlich für sich selbst entscheiden; er sollte sich allerdings dafür Zeit nehmen und sich nicht von frühen Problemen überwältigen lassen.